M.A. Rath schließt Rollkur nicht aus
"Wir werden keine Methoden anwenden, die nicht den Richtlinien der FEI entsprechen und unsere Art und Weise, Pferde auszubilden und zu reiten, selbstverständlich beibehalten", sagte Rath im Interview mit <a href="www.spiegel.de"target="_blank">Spiegel online als Reaktion auf die Kritik des BBR.
Damit wäre aber auch die Anwendung der "Rollkur", oder "Hyperflexion", wie die Methode auch genannt wird, nicht ausgeschlossen, denn die FEI hat die Rollkur - in Maßen angewendet - nicht verboten.
Die Bundesvereinigung der Berufsreiter in Deutschland, BBR, hatten Kritik an Sjef Janssen als neuer Trainer von Rath und Totilas geübt, da Janssen Anwender und Verteidiger der Rollkur ist.
"In den kommenden Wochen und Monaten gilt meine volle Konzentration dem Ziel, mich mit Totilas für Olympia zu qualifizieren um dann möglichst weit oben zu stehen", so Rath weiter.
Und mit diesem Ziel hat er noch alle Hände voll zu tun, denn es läuft ja - nach Mitbesitzer Paul Schockemöhle - nicht "alles nach Plan" mit dem Duo Rath/Totilas (s.u.). Ob die Differenzen überbrückbar sind - das werden wir sehen, spätestens in London.
Cat Besitzerin
Familie Rothenberger zur Rath-Janssen-Trainings-Diskussion
Die in Bad Homburg beheimatete deutsch-holländische Dressurreiter-Familie Rothenberger hat ihre Meinung zu der zukünftigen Schüler-Trainer-Verbindung von Matthias Rath und Sjef Janssen in einem offenen Brief kundgetan:
In den letzten Wochen sind wir oft gefragt worden, was wir über die geplante Zusammenarbeit von Matthias Rath und Sjef Janssen denken. Wir versuchen, uns niemals aus der Ferne ein Urteil über andere Reiter zu bilden. Dennoch haben wir uns natürlich unsere Gedanken zu der Kontroverse gemacht, die nun wieder hochkocht: Seit Jahren tobt in der Dressur der Grabenkampf zwischen den „Holländern“ und den „Deutschen“, und die klassisch orientierten Reiter verurteilen das holländische System – ohne es wirklich zu kennen.
Als deutsch-niederländische Familie haben wir die Anführungszeichen bei den beiden Nationen ganz bewusst gesetzt, denn wir kennen beide Welten, und es ist nicht die eine schwarz und die andere weiß. Genau so wenig, wie man das Reiten nach den Richtlinien auf „vorne ziehen, hinten quetschen“ reduzieren darf, geht es bei den Niederländern hauptsächlich um das sogenannte „Low, Deep and Round“.
Wer die beiden Ausbildungswege wirklich vergleichen will, der muss nach ihren Zielen fragen – hier offenbart sich der fundamentale Unterschied, denn richtig gemacht, strebt der klassische Weg eine möglichst kooperative Partnerschaft zwischen Reiter und Pferd an, ein „weg von der Hand“. Die niederländische Reitmethode ist im Grundsatz simpler; hier geht es um die vollkommene Kontrolle über das Pferd mit Hilfe von Gas (Bein) und Bremse (Hand). Bei beiden Methoden gibt es strahlende und weniger strahlende Beispiele, gibt es Reiter, die wissen, was sie tun und warum – und solche, die nur nachäffen, ohne das Prinzip verstanden zu haben.
Was uns an der ganzen Diskussion stört, sind die verhärteten Fronten: „Wer anfangt aufzuhören, hört auf anzufangen“, ist einer von Svens Leitsätzen. Lange Jahre waren die deutschen Dressurreiter weltweit das Nonplusultra; wer im Ausland Ambitionen hatte, kam nach hier, um von den Besten zu lernen. Auch Gonnelien ist deshalb nach Deutschland gekommen – und geblieben. Deutschland ist immer noch weltweit das einzige Land mit einer schriftlich festgelegten Reitlehre, die aus einem Jahrhunderte alten Erfahrungsschatz entstanden ist.
Doch in den letzten zwei Jahrzehnten sind die anderen Nationen aus ihrer respektvollen Starre erwacht; sie haben angefangen, nicht nur das deutsche System zu kopieren, sondern auch, über den Tellerrand hinwegzublicken, während sich Deutschland auf seinen Lorbeeren ausruhte. Gerade in den Niederlanden fing man an, mit Verhaltensforschern zusammenzuarbeiten, sich das Mentaltraining zunutze zu machen und zu schauen, was man auch von anderen Sportarten lernen konnte. Diese Beweglichkeit im Kopf braucht der Reiter genau so wie das Wissen über die Skala der Ausbildung.
Wer glaubt, er kann alles, wer glaubt, er weiß alles, der hat in der Tat den Anfang vom Ende erreicht, denn im Reitsport lernt man nie aus – weil jedes Pferd anders ist, jedes Paar anders zusammenpasst (oder auch nicht), weil es immer wieder neue Ideen gibt, die auszuprobieren sich lohnt.
Wir stehen mit voller Überzeugung hinter der klassischen Reitlehre. Mit genau derselben Überzeugung halten wir aber auch die Augen offen, hören bei Lehrgängen genau zu, probieren wir neue Dinge aus – nicht, weil wir meinen, dass ab und zu ein neues „System“ her sollte. Aber weil wir glauben, dass unsere Pferde nur davon profitieren können, wenn wir immer wach und neugierig bleiben.
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