FEI: Aufregung bei der Generalversammlung
Schmerzmittel ab 1.1.2010 wieder im Wettkampf erlaubt
Mit 53 von 102 Stimmen hat die FEI heute eine neue, liberalere Liste ("progressive list") verabschiedet, nach der es mit 1.1.2010 erlaubt sein wird, Pferde bei Wettkämpfen mit bestimmten Medikamenten zu behandeln.
Einige bisher verbotene Substanzen werden ganz oder bis zu einer Obergrenze erlaubt sein. Dazu gehört u.a. Phenylbutazon, ein Schmerz- und Entzündungshemmer, der erst in den 90er Jahren verboten wurde. Jetzt ist er in der Menge von
(8 mcg/ml Plasma) wieder zugelassen. Das ist rund dreimal so viel wie vor dem Verbot der Substanz.
Lactanase, ein Stärkungsmittel, das beim deutschen Springpferd Cornet Obolensky in Hongkong bekanntlich zu einem Schwächeanfall führte, ist künftig unbegrenzt erlaubt. In einigen Ländern wie Schweden kollidiert die neue Liste mit den gesetzlichen Bestimmungen.
Sven Holmberg kritisiert die Entscheidung heftig
Heftige Kritik gegen die Annahme der "progressiv list" kommt von FEI Vize Sven Holmberg, er unterstützt zu 100% die Null-Lösung und warnt vor den Reaktionen der Medien, addressierte er an die 102 nationalen Federationen. Holmberg wurde im Anschluss seiner Kritik dennoch als chair of the jumping committee der FEI wiedergewählt.
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Dr. Nolting von FEI hinausgeworfen
Quasi im gleichen Atemzug wurde gestern der deutsche Tierarzt Dr. Björn Nolting von der FEI gefeuert. Er war 2008 bei den Olympischen Spielen Mannschaftstierarzt und behandelte das Pferd von Marco Kutscher, Cornet Obolensky, mit Lactanase und Arnica, ohne die Behandlung zu deklarieren.
Nolting wurde von der offiziellen Liste der FEI - Tierärtze gestrichen. Kein deutscher Funktionär, der von dem Vorfall wusste, darf außerdem mehr eine FEI-Position bekleiden. Das betrifft Breido Graf zu Rantzau (Verbandspräsident), Reinhard Wendt (Chef de Mission) und Peter Hofmann (Springausschuss). Aus dem FEI-Bureau geworfen wurde Hanfried Haring (damaliger Generalsekretär der FN). Er darf aber weiterhin als internationaler Richter amtieren.
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Cat Besitzerin
Kritik von Deutschem Tierschutzbund
Der Deutsche Tierschutzbund (DTSchB) kritisierte die Vorgehensweise der FEI. "Nur ein wirklich gesundes Pferd darf und kann in eine Prüfung gehen. Und ein gesundes Pferd braucht keine Medikamente. Daher ist die Null-Lösung für die Anwendung von körperfremden Substanzen die richtige", sagte Bundesgeschäftsführer Thomas Schröder der Deutschen Presse-Agentur dpa. Eine Umklassifizierung von Medikamenten, die vorher auf der Doping-Liste standen, zu zugelassener Medikation sei nicht der richtige Weg hierzu. Gerade vor den jüngsten Ereignissen im Dressur- und Springsport sollten FEI und die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) keine Kompromisse eingehen.
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Cat Besitzerin
Österreich gegen "progressive list"
Österreich hat für die alte Lösung und gegen die „progressive List“ und den damit verbundenen Politikschwenk gestimmt
Cat Besitzerin
Aachen bleibt bei Null-Toleranz
Trotz der entschärften Dopingregeln des Weltverbandes FEI bleibt das Aachener Reitturnier CHIO bei seinem strikten Null-Toleranz-Kurs. "Die in Kopenhagen verabschiedete Liste ist nicht die Grundlage, auf der der CHIO 2010 durchgeführt wird", kündigte der Geschäftsführer des ausrichtenden Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV), Frank Kempermann, am Montag in Aachen an. Der Weltverband hatte unlängst eine Liste mit Medikamenten für Pferde genehmigt, nach der einige bisher verbotene Substanzen ganz oder bis zu einer Obergrenze erlaubt sind.
Das internationale Regelwerk widerspreche den deutschen Regeln. In der CHIO-Ausschreibung heiße es aber ausdrücklich, dass die Teilnehmer die deutschen Regeln akzeptieren müssten, sagte Kempermann. Der Vermarkter Michael Mronz, Geschäftsführer von der Aachener Reitturnier GmbH, betonte: "Das nationale Recht gilt. Ein internationaler Verband kann nie nationales Recht brechen."
Mit dem Widerspruch setzen sich zur Zeit Juristen auseinander. Nach dem Beschluss hatte die Deutsche Reiterliche Vereinigung mit dem Boykott der Weltmeisterschaften in Kentucky und der Abspaltung eines europäischen Verbandes gedroht. "Wir wollen, dass Europa an einem Strang zieht", sagte auch Kempermann. "Wir in Europa sind der Meinung, die Liste kann nicht sein." Es gebe Länder, die hätten eine andere Moral. Die Verabschiedung der Liste "mit ein paar Stimmen Mehrheit" sei eine Überraschung gewesen.
Die vierfache olympische Goldmedaillengewinnerin in der Dressur, Nicole Uphoff-Selke lehnte die Medikation ab: "Die neue Liste war nicht förderlich. Es geht nur so, dass wir die Null-Lösung fahren." Zuletzt war die fünffache Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth wegen Dopings international für sechs Monate gesperrt worden.