Weitere Reaktionen im deutschen Doping-Fall
<a href="steckenpferd.antville.org"target="_blank">Deutsche Equipe für St. Gallen umbesetzt
<a href="steckenpferd.antville.org"target="_blank">DOSB-Präsident Bach begrüßt Aufklärung im Pferdesport
<a href="steckenpferd.antville.org"target="_blank">ARD und ZDF nehmen TV-Verhandlungen wieder auf
<a href="steckenpferd.antville.org"target="_blank">Hintergrund: Die Fälle Ahlmann, Kutscher und Beerbaum
<a href="steckenpferd.antville.org"target="_blank">FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach sieht "positives Echo"
<a href="steckenpferd.antville.org"target="_blank">Lob für Konsequenz der Reiter - Intrige im Weltverband
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Deutsche Equipe für St. Gallen umbesetzt
Die Sperre von Ludger Beerbaum und die Verletzung von Marco Kutscher haben eine Umbesetzung der deutschen Nationenpreis-Equipe für das internationale Reitturnier vom 4. bis 7. Juni im schweizerischen St. Gallen notwendig gemacht. Bundestrainer Otto Becker bot für Beerbaum, der nach seinen umstrittenen Aussagen zur Doping-Problematik vorläufig suspendiert wurde, den zweimaligen Mannschafts-Olympiasieger Franke Sloothaak auf. Für Kutscher, der nach einer Schulter-OP zwei bis drei Monate außer Gefecht ist, wurde Philipp Weishaupt nachnominiert. Zudem wurden Marcus Ehning und Carsten-Otto Nagel für den Teamwettbewerb aufgeboten.
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DOSB-Präsident Bach begrüßt Aufklärung im Pferdesport
DOSB-Präsident Thomas Bach hat die drastischen Maßnahmen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) begrüßt. Die historische Auflösung der Nationalmannschafts-Kader nannte der oberste deutsche Sportfunktionär "beispiellos". "Das ist ein bemerkenswerter und begrüßenswerter Schritt", erklärte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am Freitag der Deutschen Presse-Agentur dpa: "Alle Fakten kommen auf den Tisch, und es ist gewährleistet, dass die Regelung von verbotenen Medikamenten und Doping hier noch einmal sorgfältig analysiert wird." Gleichzeitig hoffe er, dass der Internationale Reitsport-Verband (FEI) die Erkenntnisse der unabhängigen DOSB-Untersuchungs-Kommission zu den Regularien übernehme.
"Der Reitsport ist mit dieser Maßnahme in die Offensive gegangen und zeigt, dass man einen sauberen Sport für die Zukunft will und nicht vor schwierigen Erkenntnissen der Vergangenheit zurückschreckt", meinte der Jurist aus Tauberbischofsheim weiter, "das macht das Vorgehen glaubwürdig und wird dem Sport helfen."
Eine dreiköpfige DOSB-Kommission unter Leitung des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Udo Steiner soll die Manipulations- und Dopingproblematik im Pferdesport untersuchen und später Sanktionen für Funktionäre und Reiter vorschlagen. Neben Steiner gehören der Bonner Jurist Heinz Faßbender und Erich Klug, ein vor kurzem emeritierter Professor der tierärztlichen Klinik Hannover, dem Gremium an. Im Juli werden erste Ergebnisse erwartet. Mit dem Abschlussbericht der Kommission wird allerdings erst wesentlich später gerechnet.
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ARD und ZDF nehmen TV-Verhandlungen wieder auf
ARD und ZDF wollen die Verhandlungen über einen neuen Fernsehvertrag mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) wieder aufnehmen. Das kündigte einen Tag nach Bekanntgabe der beispiellosen Maßnahmen der FN im Dopingkampf der ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky an. "Das ist äußerst bemerkenswert", sagte Balkausky der Deutschen Presse-Agentur dpa am Freitag zum Vorgehen der Vereinigung. "In solcher Konsequenz habe ich das bei noch keinem Verband erlebt", erklärte der ARD-Mann. Nach derzeitigem Stand können nun wieder Gespräche aufgenommen werden.
ARD und ZDF hatten den Druck auf den Reiter-Verband erhöht, indem sie die Verhandlungen über einen neuen Fernseh-Kontrakt nach den jüngsten Geständnissen und Enthüllungen über Manipulationen im Pferdesport auf Eis gelegt hatten. "Wir wollen Aufklärung", hatte Balkausky im Namen der öffentlich-rechtlichen Sender gefordert. Andernfalls sei der Sport für den Zuschauer nicht akzeptabel.
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Hintergrund: Die Fälle Ahlmann, Kutscher und Beerbaum
Mit ihren beispiellosen Maßnahmen hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) auf die jüngsten Enthüllungen und die Diskussionen um Manipulationen reagiert. Vor allem die Fälle der Olympia-Starter Christian Ahlmann, Marco Kutscher und zuletzt Ludger Beerbaum brachten die deutschen Reiter seit Olympia 2008 in Peking negativ in die Schlagzeilen. Die Deutsche Presse-Agentur dpa dokumentiert diese drei Fälle.
FALL AHLMANN: Bei den olympischen Reiterwettbewerben in Hongkong wird Ahlmanns Pferd Cöster positiv auf die verbotene Substanz Capsaicin getestet. Der Internationale Verband FEI sperrt den Springreiter aus Marl wegen verbotener Medikation im Wettkampf für vier Monate. Der FN, die das Vergehen als Doping wertet und den Reiter für zwei Jahre für das Nationalteam ausschließt, genügt das nicht. Sie reicht Einspruch vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne ein. Die CAS-Richter geben dem deutschen Verband Recht, Ahlmanns Strafe wird auf acht Monate bis zum 20. April dieses Jahres verlängert. Der Reiter selbst hatte argumentiert, das Mittel Equi-Block benutzt zu haben, um den Rücken des Pferdes Cöster einzureiben.
FALL KUTSCHER: Das Pferd Cornet Obolensky erhielt nach der ersten Runde des olympischen Teamwettbewerbes eine Injektion mit den Mitteln Arnika und Lactanase. Diese Medikation durch eien Pflegerin war nicht angemeldet. Die FEI will Kutscher nun suspendieren. Das FEI-Bureau stellt einen entsprechenden Antrag an das Sportgericht des Verbandes, nachdem eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet wurde. Die verbotene Medikation war bei keiner Probe nachgewiesen worden, sondern durch Medienberichte bekannt.
FALL BEERBAUM: Der viermalige Olympiasieger Beerbaum sagt über den Umgang mit Medikamenten bei seinen Pferden: "In der Vergangenheit hatte ich die Haltung: Erlaubt ist, was nicht gefunden wird." Und: "Im Laufe der Jahre habe ich mich darin eingerichtet, auszuschöpfen, was geht." FN-Chef Breido Graf zu Rantzau reagiert entsetzt und geschockt und kündigt eine Untersuchung an. Brisant: Die deutsche Springreiter-Mannschaft hatte nach den Olympischen Spielen 2004 in Athen die Goldmedaille verloren, weil bei Beerbaums Pferd Goldfever Spuren von Betamethason gefunden worden war, was zwar nicht als Doping, aber als verbotene Medikation eingestuft wurde. (dpa)
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FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach sieht "positives Echo"
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) kämpft um ihren Ruf. Nach der Auflösung der Nationalmannschafts-Kader und der Suspendierung von Ludger Beerbaum freut sich FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach über die ersten Reaktionen der Öffentlichkeit. "Das Echo war sehr sachlich und positiv", sagte Lauterbach in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Herr Lauterbach, wie haben Sie die Reaktionen auf ihre ungewöhnlichen Maßnahmen im Kampf gegen Manipulationen im Pferdesport wahrgenommen?
"Das Echo war sehr sachlich und positiv. Ich habe den Eindruck, es wird honoriert, was wir machen. Es wird als Befreiungsschlag empfunden."
Können Sie die Kritik der Dressurreiterin Heike Kemmer verstehen, die sich mit dem vorläufigen Kader-Ausschluss in einen Topf mit den Springreitern geworfen fühlt?
Lauterbach: "Ich kann nachvollziehen, dass das für sie nicht so einfach ist. Sie steht wie alle Reiter unter Generalverdacht. Unsere Aufgabe ist es aber, diesen Generalverdacht von den Reitern zu nehmen. Wir wissen, dass es keine Einzelfälle waren, aber wir sind überzeugt, dass es längst nicht alle sind."
Werden Sie bis August eine Springreiter-Mannschaft haben, die bei der EM vorne mitreiten kann?
"Ich bin sicher, dass wir in Windsor eine gute Mannschaft haben. Ob sie um Gold mitreitet, das weiß ich nicht. Wenn es mal keine Medaille gibt, dann ist es halt so. Aber darum geht es uns im Moment auch nicht."
Ihr Vorgänger Hanfried Haring soll als Vorstandsmitglied des Weltverband FEI suspendiert werden. Können Sie sich das erklären?
"Das hat uns sehr überrascht, vor allem weil es keine Vorab-Information an ihn gab. Das ist äußerst ungewöhnlich, ansonsten möchte ich mich derzeit jedes Kommentars enthalten." dpa
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Lob für Konsequenz der Reiter - Intrige im Weltverband
Breite Zustimmung für die Doping-Bekämpfung in der Heimat, Intrige im Weltverband und neue TV-Verhandlungen: Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat für ihre beispiellose Härte beim Vorgehen gegen Manipulation und Betrug viel Lob bekommen, ist aber gleichzeitig bei der FEI in einen Machtkampf verwickelt. Das deutsche Vorstandsmitglied Hanfried Haring soll suspendiert, der Einfluss der unbequemen deutschen Föderation damit stark beschnitten werden. Die bisher mächtige FN ist als Vorreiter beim Anti-Doping-Kampf außerhalb von Europa nur wenig beliebt. Trotzdem wird der geplante Neuanfang mit Hochdruck vorangetrieben. ARD und ZDF wollen die abgebrochenen Gespräche fortsetzen.
"Das ist beispiellos und ein bemerkens- und begrüßenswerter Schritt", erklärte DOSB-Präsident Thomas Bach am Freitag der Deutschen Presse Agentur dpa und nannte das "offensive Vorgehen" ein Symbol der Null-Toleranz-Politik im Anti-Doping-Kampf. Reiter und Funktionäre müssen sich der unabhängigen Untersuchungs-Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) unter Leitung des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Udo Steiner stellen. Nach Pfingsten sollen Verbandspräsident Graf Breido zu Rantzau und der vorläufig suspendierte Ludger Beerbaum den Anfang machen. Im Juli werden erste Ergebnisse erwartet. Auf Bundestrainer Otto Becker werden Wochen der Ungewissheit zukommen, weil er bei seinen Nominierungen für die Nationenpreise und im Hinblick auf die EM im August nicht genau weiß, welche Reiter möglicherweise bestraft werden.
"Ich habe den Eindruck, es wird honoriert, was wir machen", sagte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach, "es wird als Befreiungsschlag empfunden." Am Vortag hatte der Verband die Kader der drei olympischen Pferdesport-Disziplinen aufgelöst und Springreiter Ludger Beerbaum vorläufig suspendiert. Peter Danckert, Vorsitzender des Sportausschusses im Bundestag, lobte den "überfälligen Schritt", und ARD-Sportkoodinator Axel Balkausky kommentierte das drastische Vorgehen der FN mit den Worten "äußerst bemerkenswert".
ARD und ZDF hatten den Druck auf den Verband erhöht, indem sie die Verhandlungen über einen neuen TV-Vertrag nach den jüngsten Geständnissen und Enthüllungen über Manipulationen im Pferdesport auf Eis gelegt hatten. "In solcher Konsequenz habe ich das bei noch keinem Verband erlebt", betonte Balkausky das Vorgehen der FN. Nun sollen die Gespräche wieder aufgenommen werden.
Befürwortet werden die scharfen Maßnahmen auch von Funktionären anderer Sportarten und von fast allen Reitern. Stellvertretend für viele Fachverbände erklärte Claus Umbach, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber: "Damit hat der Verband ein Exempel statuiert. Das spricht von Konsequenz." Martin Wolf, Generalsekretär des krisengeschüttelten Radsportverbandes BDR, sprach von einem "harten und konsequenten" Handeln. "Insgesamt sollte man den Vorgang aber auch unter dem Aspekt der 'Sippenhaft' kritisch sehen", ergänzte Wolf, "alle Reiter, die sich nichts vorzuwerfen haben, müssen jetzt vielleicht sehr lange auf den Bericht einer Kommission warten, bis sie rehabilitiert sind, und stehen bis dahin unter Generalverdacht."
Tatsächlich fühlen sich aber nur einige Dressurreiterinnen wie Heike Kemmer und Nadine Capellmann mit den Springreitern "in einen Topf geworfen". Der Doppel-Olympiasieger Hinrich Romeike hingegen befürwortete die scharfen Maßnahmen. "Das ist unbedingt zu begrüßen", sagte der Vielseitigkeitsreiter aus dem schleswig-holsteinischen Nübbel. Die Auflösung der drei Kader ist für den Aktivensprecher "keine Maßregelung", sondern ein notwendiges Vorgehen. "Dann kann keiner mehr sagen, dass er von nichts gewusst habe", meinte Romeike.
Dass er als Vielseitigkeitsreiter sich einer Kommission stellen soll, obwohl die jüngsten Manipulationen und Dopingvergehen nur bei Springreitern vorkamen, nimmt der Doppel-Olympiasieger von Hongkong in Kauf: "Es wäre falsch, wenn die anderen Disziplinen auf die Springreiter mit dem Finger zeigen würden. Wir werden als ein Sport wahrgenommen." Ingrid Klimke, die mit Romeike Team-Gold gewonnen hatte, sieht es ähnlich: "Mehr kann man nicht tun", sagte sie, befürchtete gleichzeitig aber: "In der Öffentlichkeit werden wir alle über einen Kamm geschoren."
Während der deutsche Verband bei der Doping-Bekämpfung nach einer kurzen Pause weiter vorangeprescht ist, muss er sich zugleich den Grabenkämpfen innerhalb der FEI erwehren. Der internationale Reitsport-Verband FEI will wegen eines noch nicht geklärten Vorgangs bei den Olympischen Spielen nicht nur den Reiter Marco Kutscher, sondern auch das deutsche Vorstandsmitglied Hanfried Haring suspendieren. Das FEI-Bureau hat dafür einen Antrag an das Sportgericht des Verbandes gestellt.
"Das ist äußerst ungewöhnlich", so FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach, "ansonsten möchte ich mich derzeit jedes Kommentars enthalten." Die FN ist mit ihrer offensiven Vorgehensweise schon öfter auf Widerstand gestoßen und gilt als Opposition zur FEI-Präsidenten Haya Bint Al Hussein, die vielen als undemokratisch gilt und durch die positive Dopingprobe beim Pferd ihres Mannes selber belastet ist. Haya Bint Al Hussein hat nun offensichtlich einen Weg gesehen, den deutschen Spitzenfunktionär kaltzustellen. Haring, bis Dezember 2008 FN-Generalsekretär, wollte den Vorgang nicht kommentieren. "Das hat mich sehr überrascht", sagte er nur - vor allem, weil er von der FEI keine Informationen bekam. (dpa)