Deutsche Kader der olympischen Reitsportdisziplinen aufgelöst-
Ludger Beerbaum von Nationenpreisen suspendiert!
Das Präsidium der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und der Vorstand des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) haben heute im Rahmen einer außerordentlichen Sitzung in Warendorf die Kader (Championats-, B-, B2-Kader) der olympischen Disziplinen Springen, Dressur und Vielseitigkeit mit sofortiger Wirkung aufgelöst.
Verbandsfunktionäre und Reiter werden von einer unabhängigen Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) untersucht. Diese Kommission erhält den Auftrag, die Situation im Spitzenreitsport zu analysieren und dem Verband Empfehlungen zu geben, wie mit der aktuellen Manipulations- und Dopingproblematik im Pferdesport umzugehen ist.
Die Empfehlungen der DOSB-Kommission werden auch Vorschläge zu möglichen Sanktionen von Funktionären und Reitern enthalten. "Mit der Auflösung der Kader möchten wir einen wichtigen Schritt Richtung Glaubwürdigkeit unternehmen.
Bevor ein Reiter wieder in den Kader aufgenommen werden kann, muss er sich der Sonderkommission stellen und sich zu seiner Einstellung sowie seinem Verhalten als Spitzenreiter äußern", begründet FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau die Auflösung der Kader. Erst nach einer entsprechenden Auskunft gegenüber der Sonderkommission kann diese den Reiter wieder für eine Kadermitgliedschaft vorschlagen. Die DOSB-Kommission nimmt Anfang Juni ihre Arbeit auf, erste Ergebnisse werden innerhalb eines Monats erwartet. "Hierbei geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Insofern erwarten wir, dass die Kommission bis zu einem Abschlussbericht noch deutlich länger benötigen wird"; so Graf zu Rantzau.
Darüber hinaus haben die FN- und DOKR-Gremien auch über die Aussagen des Springreiters Ludger Beerbaum (Riesenbeck) am vergangenen Wochenende beraten. Beerbaum hatte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gesagt: "Im Laufe der Jahre habe ich mich darin eingerichtet, auszuschöpfen, was geht. ... In der Vergangenheit hatte ich die Haltung: Erlaubt ist, was nicht gefunden wird." Aufgrund dieser Aussagen sowie seiner Äußerungen in einem ZDF-Interview wird Ludger Beerbaum bis auf Weiteres nicht mehr für eine deutsche Nationenpreismannschaft aufgestellt. Dies gilt solange, bis die DOSB-Kommission zu seiner Person entschieden hat. [Quelle: fn-press]
Interessant dürfte bei den Untersuchungen des DOSB u.a. sein, wie weit sie das Feld der Funktionäre definiert. So steht dem Springausschuss mit Peter Hofmann ein Turnierveranstalter vor, der den im Westfälischen ansässigen Ludger Beerbaum überzeugte, für den Reiterverein Mannheim, dem Hofmann vorsteht zu reiten. Außerdem ist Madeleine Winter-Schulze, Mäzenin von Beerbaum und Isabell Werth, im FN-Präsidium für den Spitzensport zuständig.
<a href="www.horseweb.de"target="_blank">Aktuelle Lesermeinungen auf horseweb.de...
REAKTIONEN:
<a href="steckenpferd.antville.org"target="_blank">Juristen Steiner und Faßbender in DOSB-Kommission
<a href="steckenpferd.antville.org"target="_blank">Doppel-Olympiasieger Romeike für scharfes Vorgehen
<a href="steckenpferd.antville.org"target="_blank">Stellvertretende Reit-Aktivensprecherin Kemmer "sprachlos"
<a href="steckenpferd.antville.org"target="_blank">Bundestrainer Becker begrüßt Verbands-Maßnahmen
<a href="steckenpferd.antville.org"target="_blank">Beerbaum reagierte gelassen
<a href="steckenpferd.antville.org"target="_blank">CHIO-Organisatoren unterstützen Anti-Doping-Kampf
<a href="steckenpferd.antville.org"target="_blank">Reit-Weltverband will Kutscher und ehemaligen FN-Chef suspendieren
Cat Besitzerin
Juristen Steiner und Faßbender in DOSB-Kommission
Eine unabhängige DOSB-Kommission unter Leitung des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Udo Steiner soll die Missstände im deutschen Reitsport aufklären. Wie die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) am Freitag der Deutschen Presse-Agentur dpa bestätigte, gehören neben Steiner der Bonner Jurist Heinz Faßbender und ein noch zu benennender Tierarzt dem dreiköpfigen Gremium an, das alle Vorgänge überprüfen und Empfehlungen geben soll, wie mit der Manipulations- und Dopingproblematik im Pferdesport umzugehen ist. Auch Sanktionen für Funktionäre und Reiter sollen von der Kommission vorgeschlagen werden. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) "begrüßt den Schritt, die Aufklärung voranzutreiben".
"Der Kommission ist bewusst, dass Zeitdruck herrscht und wir schnellstmöglichst zu ersten Ergebnissen kommen müssen", erklärte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach der dpa. Im Juli werden erste Ergebnisse erwartet. Mit dem Abschlussbericht der Kommission wird allerdings erst wesentlich später gerechnet. dpa
Cat Besitzerin
Doppel-Olympiasieger Romeike für scharfes Vorgehen
Der Doppel-Olympiasieger Hinrich Romeike hat das scharfe Vorgehen des deutschen Reitverbandes gegen Manipulationen befürwortet. "Das ist unbedingt zu begrüßen", sagte der Vielseitigkeitsreiter aus dem schleswig-holsteinischen Nübbel am Freitag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Auflösung der drei Kader in den olympischen Reitsport-Disziplinen sei für ihn "keine Maßregelung", sondern ein notwendiges Vorgehen. "Dann kann keiner mehr sagen, dass er von nichts gewusst habe", meinte Aktivensprecher, nachdem die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) am Donnerstag mit beispiellosen Maßnahmen hart durchgegriffen hatte.
Dass er sich als Vielseitigkeitsreiter einer Kommission stellen soll, obwohl die Manipulationen und Dopingvergehen bei den Springreitern stattfanden, nimmt der Doppel-Olympiasieger von Hongkong in Kauf: "Es wäre falsch, wenn die anderen Disziplinen auf die Springreiter mit dem Finger zeigen würden." Auch wenn es keine Fälle in der deutschen Vielseitigkeitsmannschaft gebe, gelte für ihn: "Wir müssen da gemeinsam rauskommen. So konnte es nicht weitergehen. Das ist nicht das Selbstverständnis von Sport, das ich habe." dpa
Cat Besitzerin
Reit-Weltverband will Kutscher und ehemaligen FN-Chef suspendieren
Der internationale Reitsport-Verband FEI will den Springreiter Marco Kutscher und das deutsche Vorstandsmitglied Hanfried Haring suspendieren. Das FEI-Bureau hat dafür einen Antrag an das Sportgericht des Verbandes gestellt. Das teilte die FEI am Donnerstagabend mit. Die FEI begründet die Entscheidung mit den Untersuchungen im Fall von Kutscher und seinem Olympia-Pferd Cornet Obolensky, das bei den Olympischen Spielen ohne Anmeldung eine Injektion von Arnika und Lactanase erhalten hatte. Dies ist eine verbotene Medikation, die aber bei keiner Probe nachgewiesen wurde. Die FEI hatte eine Untersuchung des Vorfalls nach Medienberichten eingeleitet. Haring war bis zum Ende des vergangenen Jahres Generalsekretär den deutschen Verbandes FN. dpa
Cat Besitzerin
Stellvertretende Reit-Aktivensprecherin Kemmer "sprachlos"
Die stellvertretende Aktivensprecherin Heike Kemmer hat mit Unverständnis auf die drastischen Maßnahmen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) nach den jüngsten Manipulations-Enthüllungen und Doping-Diskussionen reagiert. "Ich bin sprachlos, mit einer solchen Entscheidung hatte ich nicht gerechnet", sagte die Dressurreiterin aus Winsen/Aller dem "Hamburger Abendblatt" (Freitag). Der Reitverband hatte die Kader der drei olympischen Disziplinen Springen, Dressur und Vielseitigkeit aufgelöst.
"Im Namen aller Reiter habe ich zum Ausdruck gebracht, dass wir mit der Entscheidung nicht einverstanden sind", sagte Kemmer. Die dreimalige Europameisterin vertrat bei der vierstündigen Sitzung in Warendorf am Donnerstag den verhinderten Aktivensprecher Hinrich Romeike.
Kemmer forderte aus ihrer Sicht differenziertere Konsequenzen. "Warum nimmt man nicht die Reiter aus dem Kader, die verdächtigt werden? Das hätten wir verstanden. Man will aber im Hinblick auf die Weltreiterspiele in anderthalb Jahren in Kentucky/USA alle gleich behandeln. Warum werden alle über einen Kamm geschoren?", fragte sie. Auch das Beschluss-Prozedere kritisierte Heike Kemmer. "Im übrigen weiß ich nicht, warum man mich nach Warendorf geholt hat. Dort wurde nur ein Konzept vorgetragen. Als Aktivensprecherin konnte ich nichts bewirken", meinte die zweimalige Mannschafts-Olympiasiegerin. dpa
Cat Besitzerin
Bundestrainer Becker begrüßt Verbands-Maßnahmen
Otto Becker hat als Bundestrainer der Springreiter die drastischen Maßnahmen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) nach den jüngsten Manipulations-Enthüllungen begrüßt. "Ich finde es grundsätzlich gut, denn das macht den Weg frei für einen Neuanfang", sagte Becker, der nach den Olympischen Spielen die Nationalmannschaft übernommen hatte. "Wir brauchen eine Bestandsaufnahme", erklärte der Coach. Die FN hatte auf die angeheizte Doping-Diskussionen reagiert und die Kader der drei olympischen Disziplinen aufgelöst und den viermaligen Olympiasieger Ludger Beerbaum bis auf weiteres aus der deutschen Springreiter-Nationalmannschaft ausgeschlossen. dpa
Cat Besitzerin
Beerbaum reagierte gelassen
Utl.: "Muss das akzeptieren" - Aufklärung durch unabhängige
Warendorf/Deutschland/APA/dpa =
Ludger Beerbaum reagierte gelassen. "Ich muss das akzeptieren", sagte der erfolgreichste deutsche Springreiter der vergangenen 20 Jahre. "Mir ist daran gelegen, dass dadurch rauskommt, dass wir klare und für alle verständliche Regeln haben." Beerbaum fühlt sich unter anderem durch die nur im Pferdesport übliche Unterscheidung von Doping und im Wettkampf verbotener Medikation verunsichert.
Die selber durch die Vorgänge bei den Olympischen Spielen belastete FN übergibt die Aufklärung nun an die unabhängige DOSB-Kommission. Diese erhält den Auftrag, Verbandsfunktionäre und Reiter zu befragen. Sie soll zudem die Situation im Spitzenreitsport analysieren und Empfehlungen geben, wie mit der Manipulations- und Dopingproblematik im Pferdesport umzugehen ist. Darüber hinaus soll das Gremium Sanktionen für Funktionäre und Reiter vorschlagen.
Im Juni soll die Arbeit der Kommission bereits beginnen, im Juli werden erste Ergebnisse erwartet. "Hierbei geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit", sagte der FN-Chef Breido Graf zu Rantzau. Durch die Maßnahmen hofft der Verbandspräsident, dem Reitsport wieder mehr Glaubwürdigkeit zurückzugeben: "Bevor ein Reiter wieder in den Kader aufgenommen werden kann, muss er sich der Sonderkommission stellen und sich zu seiner Einstellung sowie seinem Verhalten als Spitzenreiter äußern."
Am härtesten trifft es zunächst Beerbaum. Der viermalige Olympiasieger darf bis auf weiteres nicht mehr für eine deutsche Nationenpreismannschaft reiten. "Dies gilt solange, bis die DOSB-Kommission zu seiner Person entschieden hat", betonte der Verband. Beerbaum hat mit seinen Bekenntnissen das Fass zum Überlaufen gebracht. Er hatte gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gesagt: "Im Laufe der Jahre habe ich mich darin eingerichtet, auszuschöpfen, was geht." dpa
Cat Besitzerin
CHIO-Organisatoren unterstützen Anti-Doping-Kampf
Die Organisatoren des CHIO in Aachen haben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) ihre volle Unterstützung im weiteren Kampf gegen Doping zugesagt. Das erklärte am Freitag Frank Kemperman, Vorstandsvorsitzender von CHIO-Ausrichter Aachen-Laurensberger Rennverein (ALRV). "Die jetzt beschlossene Auflösung der Kader und das Einsetzen einer unabhängigen Kommission sind ein klarer Neustart für einen sauberen und transparenten Sport", ergänzte Michael Mronz, Geschäftsführer der Aachener Reitturnier GmbH.
Es müsse sichergestellt werden, so erklärte Mronz weiter, dass nun auch konsequent die nächsten Schritte folgen. Er plädierte dafür, dass die bereits eingeleiteten Gespräche mit der Nationalen Anti-Doping Agentur NADA "nun zügig zu einem Abschluss gebracht werden".
Beim CHIO in Aachen (26. Juni bis 5. Juli) werden nach Angaben vom Freitag die Maßnahmen im Kampf gegen Doping und verbotene Medikation massiv ausgeweitet. "Was wir als Veranstalter unternehmen können, das unternehmen wir", sagte Kemperman. In Aachen werden 42 sogenannte Stewards eingesetzt, im Durchschnitt etwa einer für elf Pferde. Diesen Stewards kommt eine Aufsichts- und Kontrollfunktion zu. Sie sind dafür verantwortlich, dass der "Code of Conduct" des Weltverbandes FEI, in dem allgemeine Verhaltensregeln zum Schutz der Pferde definiert sind, eingehalten wird.
Außer den üblichen Dopingproben werden beim CHIO Aachen von sofort an in allen Prüfungen, die für die Weltranglisten relevant sind, von den drei erstplatzierten Pferden sowie einem zufällig ausgewählten Tier Proben genommen. Somit müsse jeder dritte Springreiter mit einer Dopingkontrolle rechnen. Bezogen auf alle fünf CHIO-Disziplinen wird statistisch jedes achte Pferd in Aachen kontrolliert.
Beim "Weltfest des Pferdesports" werden zudem Thermografie-Kameras eingesetzt, mit deren Hilfe die Oberflächentemperatur der Haut der Pferde bis auf 1/100 Grad genau ermittelt wird. Damit können Hinweise auf die mögliche Verwendung unerlaubter Mittel gewonnen werden.