steckenpferd
Donnerstag, 11. Dezember 2008

Eine wunderschöne Geschichte zum Advent

STALLWEIHNACHT

Große Aufregung herrscht im Reitstall. Die Kinder werden heuer eine Weihnachts-Quadrille aufführen. Alle möchten gerne dabei sein. Friedrich, der Reitlehrer, teilt den Kindern die Pferde nach reiterlichem Können zu.

Die Pferde wiehern vor Freude. Aber – in der letzten Box lässt Fuchswallach Peppino seine Ohren hängen. Er darf nicht mitmachen, mit seinen 26 Jahren ist er schon zu alt dafür. Nicht, dass er es nicht mehr könnte, aber sein Rossschweif ist schon dünn geworden, und sein Fell glänzt nicht mehr.

Nach der ersten Probe ist das große Wiehern angesagt – alle Pferde erzählen durcheinander, wie toll es gewesen ist. Vor allem der stolze Araberhengst Artus prahlt mit seinem Können und seiner Eleganz. Peppino steht ganz allein und still in seiner Ecke und lässt sich die Sonne auf seinen steifen Rücken scheinen. Unzählige Kinder und Erwachsene hat er im Laufe seines Schulpferdelebens getragen – und als Dank wird er jetzt einfach übergangen…

Der Tag der Aufführung ist gekommen. Die Kinder putzen die Pferde, bis sie wie blankpolierte Weihnachtsäpfel glänzen. Selbst sind wie Wichtel gekleidet, und als alle in die Halle einreiten, setzt die Musik ein.

Nur Peppino bleibt einsam in seiner Box zurück. Sein leises Schnauben könnte auch ein Schluchzen sein.

Auf einmal kommen zwei als Engel verkleidete Kinder und holen ihn. Er wird gestriegelt, bis auch sein Fell glänzt. Er bekommt ein Weihnachtshalfter und eine Weihnachtsdecke. An dieser hängen links und rechts zwei Jutesäcke, gefüllt mit leckeren Sachen.

Die Engel führen Peppino in die Reithalle, wo die Quadrille zu Ende geht. Weihnachtsmusik setzt ein und Reiter wie Zuschauer bekommen von Peppino Äpfel, Nüsse und Mandarinen geschenkt.

Peppino bekommt tosenden Applaus dafür. Könnte ein Pferd weinen, würden die Freudentränen bis zu den Nüstern rinnen. Für Peppino sind es vielleicht seine letzten, bestimmt aber die schönsten Weihnachten.

Von Irmgard Strobel, gelesen in der Kronenzeitung

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